Gipskartonplatten spachteln

Nach 2 Geschossen Fertighaus- spachteln kann ich meine Erfahrungen weitergeben. Spachteln ist nicht so schwer, man braucht nur das richtige Material und etwas Übung. Wir haben folgende Materialien und Werkzeuge verwendet:



Kleiner Aufbaulehrgang Spachteln leicht gemacht

Kleine Information vorab: Das ganze Spachtel- und Grundierungsklumpat ist sauteuer! Preisvergleiche lohnen sich! Aber ja nicht immer das Billigste kaufen, besonders bei der Spachtelmasse und bei der Grundierung.

Wir sind folgendermassen vorgegangen: Bei der Montage der Gipskartonplatten wurden bei geschnittenen Stößen (wo keine Abflachung war) eine 45 Grad Fase geschnitten. Wir haben die Glasfaser- Bewehrungsstreifen anfangs zimmerweise auf sämtliche Plattenstöße geklebt. Nach einer Zeit lösen Sich die lieben Streifen wieder und fallen runter, also nicht zuviel auf einmal aufpicken, wenns nicht gleich verspachtelt werden.

Danach wurde der Rigips Fugenspachtel angerührt. Spachtelpulver ins Wasser einstreuen. ACHTUNG: ca 3-5 Minuten sumpfen lassen (d.h. ohne größeres herumrühren sollen sich Wasser und Pulver verbinden). Nicht irritieren lassen, wenn auf der Oberfläche noch ein kleine Wasserschicht ist bzw. der Gatsch etwas dünnflüssig ausschaut. Nach ein paarmal fest umrühren entsteht ein eher klebriger Brei. Nicht zuviel drin herumrühren, sonst wird er unnötig schnell hart.


Am Anfang nicht irritieren lassen, wenn man das Spachteln nicht ordentlich zusammenbringt, man braucht ein bis zwei Zimmer, bis man es ein Wenig beherrscht. Ideal ist es, wenn man bei Freunden, die auch grade bauen, üben kann. Dann hat man das verschandelte Zimmer nicht im eigenen Haus..... Alternativ kann man z.B. im Bad spachteln üben, wo später Fliesen draufkommen.



1. Mal Spachteln
Jetzt mit einer kleinen Kelle oder Spachtel die Masse quer zur Fuge reindrücken oder einen Batzen auf die breite Spachtel klatschen und quer zur Fuge reindrücken. Anfangs tut man sich -glaub ich- mit einer kleinen Kelle leichter.

Danach mit einer nicht zu schmalen Spachtel (mit 25...30 cm Breite hab ich mir am Leichtesten getan) längs der Fuge die überschüssige Masse abziehen. Diese Masse auf der Spachtel kann gleich zum Füllen des nächsten Fugenabschnittes benützt werden.

Beim Spachteln genau arbeiten, dann muss man nachher nicht viel schleifen!!! Spachtelmassenwülste immer entfernen. 

Wenn die Masse im Küberl etwas härter wird oder irgendwelche Bröckerl reinkommen gibt es beim Abziehen schirche Furchen. Diese kann man auf 2 Arten wegbekommen: 

1. Frische Masse auf die Spachtel geben und quer zur Fuge auftragen und längs abziehen, auftragen, abziehen usw., bis die Furchen Weg sind. Nicht zu viel Masse verwenden.
2. Die Furchen Furchen sein lassen (beim 1. Mal Spachteln ists eh komplett egal) und wenn die ganze Geschichte etwas angezogen hat nochmal längs abziehen quer auftragen, bis die Furchen weg sind.

Wülste aus Spachtelmasse an der Decke und am Boden vermeiden. Die Schraubenlöcher werden auch verspachtelt. Hervorstehende Schraubenköpfe mit dem Akkuschrauber oder per Hand einschrauben.

Die obere Hälfe ist schon 2x verspachtelt, die Untere erst 1x

Nach dem 1. Mal spachteln warten, bis die Spachtelmasse komplett getrocknet ist. Währenddessen kann mit den (Außen-)Kanten begonnen werden. Hiezu wird auf allen Außenkanten ein Alu- Kantenschutzprofil in die vorher aufgetragene Spachtelmasse gedrückt. Wenn das fest ist, wird das Kantenprofil verspachtelt. Nicht schrecken, beim 1. Mal spachteln schaut die Oberfläche fürchterbar aus.
Kleinter Tip zwischendurch: Wenn die ach so geschätzten Winkelprofile nicht gescheit gehalten haben, hammas einfach mit einem Elektrotacker angetackert, die Klammerl beim Spachteln ausgespart und nach dem Trocknen wieder rausgezogen.

Die Innenkanten werden mit Papierbewehrungsstreifen folgendermaßen verspachtelt: in die Kanten wird beidseitig eine dünne Schicht Fugenmasse gestrichen, darauf wird das Papier gedrückt (vorher Kante ausformen).

Dann mit einer kleinen Kelle oder Spachtel das Papier glattstreichen und damit die überschüssige Masse entfernen. Achtung: Nicht zu fest, damit genug Masse zurückbleibt, um das Papier und die Gipskartonplatte gut zu verkleben. Danach mit einer breiten Spachtel die Spachtelmassenreste von der Kante weg abziehen. An den Rändern darauf achten, dass das Papier nicht verrutscht.

2. Mal Spachteln
Frische Masse auf die Spachtel geben und quer zur Fuge auftragen und längs abziehen, auftragen, abziehen usw. Jetzt sollten keine Längs- oder Querrillen mehr zu sehen sein. Trocknen lassen.


3. Mal Spachteln
Wenn die Fugen und Ecken schon sehr gut ausschauen, mit Molto Füll- und Flächenspachtel ein Drittes Mal spachteln. Molto ist feiner als Rigips Spachtelmasse und macht eine Super Oberfläche. Molto auch sumpfen lassen!! Die Papierstreifen in den Ecken mit Molto überspachteln, das Papier sollte man nicht durch die Moltoschicht durchsehen. Ich hab mir leichter getan, wenn ich die Spachtel im rechten Winkel zur verspachtelten Fläche angesetzt und dann abgezogen habe. Weiters habe ich immer nur eine Seite der Ecken "gemoltot" und dann trocknen lassen. Damit wird die Ecke schöner, weil man mit der Spachtel nicht immer beim Abziehen der zweiten Fläche die erste Fläche verletzt.

Die Linke Seite der Ecke ist noch nicht mit Molto verspachtelt (hier sieht man noch das Papier), die Rechte schon.

So sieht die Ecke komplett verspachtelt aus


Schleifen
Wenn man genau gearbeitet hat, muss man nicht allzuviel schleifen. Notwendig ist es aber ziemlich sicher. Mit dem Rigipsschleifdingsbums (auch: Handschleifer) und dem dazupassenden Gitter geht es super. Nicht zuviel an den Kanten (dort, wo das Papierbewehrungsstreifenzeug pickt) schleifen, sonst reisst es aus. Mit der Hand kann man vorher und nachher drüberfahren, der Unterschied ist deutlich spürbar. Je nach Belieben mehr oder weniger genau schleifen. Der Gitterverbrauch ist sehr gering, ich hab ein ganzes Stockwerk mit einem Gitter geschliffen. Gelegentlich das Rigipsschleifdingsbums etwas ausklopfen, wenn zuviel Rigipsstaub im Gitter sitzt.

Die Ecken (mit Papier verspachtelt) am Besten mit einem abgeknickten feinkörnigen Schleifpapier bearbeiten.

Arbeitsaufwand für 2x Spachteln 1x Molto und Schleifen bei 2-3 Personen: ca. 1-2 Räume pro Tag, je nach Raumbeschaffenheit.

So sieht das Ganze aus, wenns 3x gespachtelt und geschliffen und grundiert ist.

Und so sieht man nach dem Schleifen eines Raumes aus.


 

 

Das Stiegenhaus ist eine kleine Herausforderung, leitertechnischerweise. Wenn man Affenarme hat, gehts auch, doch die werden die Wenigsten haben (hoffe ich jedenfalls...). Ich habe mir 2 Holzkeile und ein Stück 8x10er Staffel zurechtgelegt, mit denen ich das zweite Leiterbein verspreize, wenn die Leiter längsseits auf der Stiege steht, damit sie sich nicht verdrehen kann.
In einer stillen Viertelstunde habe ich mir aus 4 Brettln und 4 8x8er Staffelrestln ein Kastl in Stufenhöhe zusammengeschraubt, damit ich die Leiter quer auf die Stufen stellen kann.

 

 

Die Anschlüsse für die Wandleuchten im Badezimmer waren zu niedrig. Also Wand aufschneiden, Schlauch höhersetzen. Aber wie zumachen, ohne gröberen Spachtelmassenverlust an die Zwischenwand ? - Nunja, glücklicherweise hat der Elektriker ein Restl von dem Lochband - mit dem die Schläuche unterm Estrich niedergeschraubt werden - dagelassen. Mit dem habe ich das ausgeschnittene Stück Spanplatte wieder in den Schlitz geschraubt. Genug Spachtelmasse drauf (in 2-3 Schichten) und voila. In meinem - glücklichen - Fall sind großteils Fliesen drüber. Ansonsten muß man halt a bissi vorsichtiger drüberspachteln.

TIP:
Beim "Moltieren" und Schleifen nicht hudeln, pfuschen, oder schnöseln, sonst muss man nach dem Malen wieder "Moltieren" und Schleifen und malen usw., was echt lähmend ist. Nach dem ersten Zimmer hab ich dann auch aufgepaßt.

Ich hab jetzt einen Elektrischen Schleifer ausprobiert. Von Hand schleifen ist schöner, mit dem Elektroschleifer gehts schneller und man hat danach keine Affenarme. Stauben tuts natürlich mit dem Elektroschleifer mehr.

Wenn man seine Lunge behalten möchte, läßt man das Rauchen während und nach dem Schleifen. Viel Wasser trinken, dann brennt der Staub nicht so beim Atmen. Vielleicht hätte auch eine Staubmaske geholfen........

Beim Grundieren aufpassen, daß die Grundierungsflüssigkeit nicht zu stark die Wände runterrinnt, man sieht dann unter der Farbe keine Rinnspuren.

wichtigster TIP zum Thema: Kontrolle der Spachtelung:
Was einfach essentiell ist - und wir blöderweise nicht gemacht haben, weils uns keiner gesagt hat und es damals keine megainformtive Homepage wie diese gab - des Nächtens mit einem Baustellenstrahler oder einer Lampe die Wände und Decken anstrahlen, das künstliche Licht deckt jeden noch so kleinen spachteltechnischen Fehler gnadenlos auf. Wir ham das leider erst gemerkt, wie ausgemalt und die Lampen montiert waren. Buhuuuu.

Fazit nach ca. 2 Jahren im Haus:
Ich behaupte sagen zu können, daß unsere Methode (mit Gitter und Papier in den Ecken) eine der Richtigen ist, da ich bis jetzt weder Risse gebildet haben, das Papier gelöst hat noch sonstige Probleme entstanden sind.

Fazit nach fast. 5 Jahren im Haus:
Mittlerweile sind doch Risse entstanden, aber das sind in Summe maximal 5, die alle mit einem Tupfer Farbe wieder ausgebessert werden können.

 

Ausmalen

Wir haben mit Dulux- bzw. Genius Pro Farbe gute Erfahrungen gemacht. Um ein tadelloses Ergebnis zu erzielen, mußten wir 3x streichen. Mit den OK- Billigrollern war die Farbe viel leichter zu verarbeiten, als mit dem Original-Teuer-Duluxroller. Die Wand läßt sich vorsichtig feucht abwischen (Katzenfutterflecken, Schmutzfahrer, etc.), ohne daß die Farbe leidet.

TIP:
Uns ist zwei Mal ein halber Kübel Dulux Farbe geschimmelt nach ca. 2 Monaten Lagerung. Lt. Dulux kann das passieren, Abhilfe dagegen: Farboberfläche gut mit Küchenfolie (nein, keine Alufolie und auch keine Küchenrolle...) abdecken und senkrecht am Rand gut überlappen lassen, damit keine Luft dazukommt.

           

Noch ein TIP:
Die Genius Pro Farbe ist uns auch nach ca. 2 Jahren nicht geschimmelt....

Nachtrag zum vorigen Tip:
Auch die Genius Pro Farbe kann schimmeln, wenn man nicht aufpaßt.

  

Mörtelrührer einschalten

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